Kyōto – das kulturelle und religiöse Zentrum Japans
Kyōto – das kulturelle und religiöse Zentrum Japans

Kyōto – das kulturelle und religiöse Zentrum Japans

Kyoto ist das kulturelle Herz Japans – eine Stadt, in der jahrhundertealte Tempel, duftende Gärten und moderne Architektur nebeneinander existieren. In diesem Reisebericht teilen wir unsere Erlebnisse, Tipps und Lieblingsorte für alle, die Kyoto authentisch erleben wollen.

Auf Izu konnten wir uns wirklich gut an das Klima und die Zeitverschiebung gewöhnen, so dass wir nun sehr neugierig auf unsere erste Großstadt Japans waren. Erst hatten wir überlegt, ein paar Veranstaltungen für die diesjährige Leichtathletik-WM zu buchen, die aktuell in Japan stattfand. Allerdings entschieden wir uns dagegen, nachdem wir merkten, wie overorganised der Verkauf vonstatten ging. Das stresste uns dann doch zu sehr, da wir uns ja gar nicht so festlegen wollten. Wie auch immer, wir entschieden uns dann für Kyoto, weil wir sowieso im nahegelegenen Osaka ein paar Tage später unseren Camper abholen mussten. Und ja, wir spielten mit dem Gedanken, dann zumindest in Osaka die EXPO zu besuchen, wenn wir schon mal direkt nebenan wären.

Kleiner Spoiler: Auch der Verkauf dieser Tickets war kompliziert. Bei der Anmeldung überhaupt erstmal zum Verkauf der Tickets stand ich schon digital erst auf Platz 14 773 oder so. Nach etwas 20 Minuten kletterte ich dann unter die Topp 10 und kurz darauf war stolzierte ich nahezu auf Platz 1. So fühlte es sich zumindest an, denn immerhin hatte ich mir diesen Platz schon schwer mittels Geduld und meinem Kampf durch japanische Schriftzeichen verdient! Aber selbst das half nicht so viel. Uns wurde genau gesagt, an welchem Tag zu welcher Uhrzeit (9:00 morgens) und an welchem Gate uns ein Einlass gewährt würde. Da wollten wir doch aber gar nicht hin 😳?! Na gut, damit hatte sich das auch erledigt. Wir hätten uns übrigens auch für eine Ticket-Lotterie anmelden können, um dann vermutlich irgendwann morgens 6:00 Uhr oder abends 22:00 Uhr auf die EXPO zu kommen ;).

Anreise nach Kyoto – Mit dem Shinkansen durch Japans endlose Städte

Von dieser Stadt hat man ja zumindest schon wegen des Klimaabkommens gehört und nachdem wir sie anvisierten, entdeckten wir auch viele tolle kulturelle Gründe, um dieser einen Besuch abzustatten. Dorthin fuhren wir von der Küste ab Atami insgesamt 3 Stunden mit dem Shinkansen. Ganze 280 km/h schnell raste er vorbei am Fuji durch die unterschiedlichsten Präfekturen, so dass mir schon ganz schlecht wurde. Aufgefallen ist uns unterwegs, dass es entlang der Schienen kaum unbebaute Landstriche gab. Es war beinahe so, dass eine Ortschaft aufhörte und unmittelbar in eine andere überging. Wir fuhren sozusagen durch eine riesig lange, flach bebaute Stadt, hin und wieder nur von Reisfeldern oder kleinen Hügeln unterbrochen. In Kyōto angekommen besorgten wir uns schnell ein digitales Ticket für den ÖPNV und fuhren mit der U-Bahn (superorganisiert, pünktlich und sauber) zu unserem klitzekleinen Reihenhäuschen. Dies befand sich zwischen dem Kyoto Gyoen Nationalgarten und dem Chionin Tempel. Beste Lage also für eine Entdeckungstour zu Fuß. Kyōto ist die einstige Hauptstadt Japans und bekannt für seine zahlreichen buddhistischen Tempel, Gärten, Kaiserpaläste, Shintō-Schreine und traditionellen Holzhäuser. Und in solch einem übernachteten wir. Anfangs waren wir etwas verwirrt, weil unsere „Ecke“ im Gegensatz zur restlichen, eher modernen Stadt mit Hochhäusern und vielen Glasfassaden (Geschäftsviertel) etwas heruntergekommen und verwahrlost wirkte. Aber dies täuschte sehr, denn nachdem wir unser kleines Zuhause für 5 Tage endlich im Wirrwarr der kleinen Gassen und riesigen Straßen gefunden hatten, war dies zwar klein, aber modern und sauber eingerichtet. Wir schliefen hier auf einfachen Futons auf für Japan typischen Tatami-Matten. Morgens werden die Futons normalerweise einfach zusammengefaltet und an die Seite geschoben. So wird der Rest des Raumes für andere Dinge nutzbar. Wir hatten glücklicherweise so viel Platz, dass dies nicht notwendig war. 

Erster Eindruck: Zwischen Tradition und Moderne

Die kommenden 4 Tage verbrachten wir bei bestem Wetter damit, die oft heftigst überfüllten Hot Spots der Stadt (Gion-Vierrtel, Gojūnotō Pagode, Arashiyama Bamboo Forest und dem Fushimi Inari Taisha = Shintoschrein mit vorausgehenden 1000 Toren) zu erkunden, ihre weniger besuchten, aber keinesfalls minder schönen Plätze zu entdecken (z.B. den größter Holztempel Tempel, Nishi Hongan-ji), uns ein wenig durch die japanische Küche zu schlemmen und uns die letzte Tollwutimpfung abzuholen. Letzteres war leider notwendig, da, wie an anderer Stelle beschrieben, in Hamburg für Spritze Nr. 3 zu wenig Zeit blieb. Fortbewegt haben wir uns mit der U-Bahn oder zu Fuß. Beides ist absolut unproblematisch. Die Züge sind nicht nur günstig, sondern meistens auch nicht überfüllt und zuverlässig. Das komplizierte „Durchwurschteln“ ohne Japanischkenntnisse am Ticketschalter umgeht man einfach mit der Suica-Card (sh. Wallet: ÖPNV) und wenn man bei Google Maps die Busse auf der Streckensuche ausklammert, erhält man easy peasy alle notwendigen Infos inklusive Linie, Stationen, Umstiege u.s.w.. (Tatsächlich haben wir während der 8 Wochen in Japan nur einen Zugausfall erlebt. Da wurde es für uns zwar etwas komplizierter, weil wir keine Ansagen verstanden, aber eine hilfsbereite Mitarbeiterin und Google lotsten uns auch hier weiter.)

Fazit: Warum sich Kyoto für jede Japanreise lohnt

Nun aber zurück: Können wir Kyoto empfehlen? Auf jeden Fall, einfach, weil es auch so ganz anders als Hiroshima und Tokio ist.  Diese Stadt wurde weder durch Naturkatastrophen noch durch Kriege so dermaßen zerstört wie die anderen beiden. Viele kulturellen,  religiösen Stätten sind erhalten und sehr gepflegt. Zudem ist es wunderschön, abends bei Sonnenuntergang durch die engen Gässchen oder am beleuchteten Fluss mit Blick auf die umliegenden Hügel zu schlendern. Dabei saugt man diese besondere Atmosphäre irgendwie am besten auf.

Kyotos Atmosphäre bei Nacht

Es war ja unfassbar heiß für den eigentlich frühherbstlichen September in Japan, so um die 30°C. Deshalb zog es uns abends trotz vieler 1000er Schritte nochmal hinaus, um „frische“ Luft zu schnappen. Dabei spazierten wir durch unser altes, ruhiges Viertel am kleinen beleuchtetem Bach entlang und gelangten so auf das unmittelbar angrenzende Gelände rund um den Heian-Jingu Shrine mit seinem riesigen „Grand Torii*“.  Wir hörten nur lautes Geschrei und Kampfheräusche, sehr untypisch für die japanische Stille und waren überrascht. Natürlich mussten wir schauen, woher dies rührte und schlichen uns langsam an das Gezeter heran. Wir wurden tatsächlich Zeugen heftigster Kämpfe zwischen rivalisierenden Samurai und schlimmsten Liebesdramen und das in einer lauen Sommernacht! Panik? Nein, sondern große Freude verspürten wir, als wir die Leinwand sahen. Wir gerieten mitten in eine Kinovorstellung eines Opens Air Kinos, aufgebaut vor dem Nationalmuseum der modernen Kunst. Die Stimmung war so angenehm. Umgeben von tollen Gebäuden, einem Park und ungefähr 50 Menschen genossen wir Szenen eines japanischen Dramas. Wir verstanden zwar die Dialoge nicht wirklich, aber die Handlung war  auch ohne japanischen Wortschatz leicht nachzuvollziehen: Es ging um Ehre, Liebe und Familie. Typischer Filmstoff also, der scheinbar Kinobesucher auf aller Welt eint.;) Wir fühlten uns überhaupt nicht fremd und genossen so einen unerwarteten schönen Moment in einer lauen Sommernacht.

*Ein Torii ist ein typisches traditionelles japanisches Tor (rot und bevorzugt aus Holz), was sich am häufigsten am Eingang zu Shintu- Schreinen befindet. Es sybolisiert den Übergang vom Alltägliches zum Heiligen . Oft werden diese Tore von Unternehmen oder Privatpersonen gestiftet, da sie geschäftlichen und auch privaten Wohlstand positiv beeinflussen sollen. Die Namen der Stifter sind dann auch häufig auf mit schwarz auf das Torii geschrieben (sh. Fotos der 1000 Tore/ Senbon Torii) zum Inari Taisha Shrein. 

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