Unerwartet voll war der Flughafen für einen Montagmorgen und dennoch haben wir zufällig Fritzis liebe Freundin Hanna getroffen, die sich gerade für ein Auslandsjahr von ihrer Familie verabschiedete. Ach war es schön, sie noch einmal kurz zu sehen und zu drücken! Es war irgendwie noch ein Puzzleteilchen aus Fritzis Leben und mit der gleichen Vorfreude wie unsere Lütte, nur dass wir diesmal ebenso aufgeregt waren. Kurze Zeit später starteten wir auch schon mit einer wirklich kleinen Maschine nach Kopenhagen. Wir saßen ganz vorn in der ersten Reihe und die Koffer wurden vor (!) uns eingeladen. Wo bitte saß der Pilot? Irgendwie war mir das nicht geheuer und mit all der Aufregung drumherum nahm ich dann doch eine 0,5er Lorazepam, die ja eigentlich Marcus verschrieben worden war 😏. Ob es nun an dem ruhigen Flug oder den Drogen lag, keine Ahnung. Ich war jedenfalls mega entspannt und konnte nur noch verträumt lächeln: Endlich heben wir ab in ein Jahr neuer Erlebnisse mit der Zeit, diese auch bewusst wahrnehmen und genießen zu können. Ich liebe meinen Job und daher mag dies jetzt etwas merkwürdig klingen, aber es wird einfach auch 1 Jahr ohne „Frau Schwarz!“ seitens der Schulkinder und Eltern sein, 1 Jahr für uns ohne Deadlines, Konferenzen, Meetings, Protokolle oder Formulare und, sorry meine liebsten Mäuse, auch 1 Jahr ohne „Räum bitte deinen Kram wieder weg!“, „Wer geht mit dem Hund?“ oder Schockzustände, sobald gewisse Zimmer im eigenen Haus betreten werden, schlaflose Nächte, weil das Partygirl noch nicht wieder angekommen ist bzw. die anderen Partymäuse alle bei uns übernachten. Wir lieben grundsätzlich auch oder ganz besonders unser Familienleben und genießen auch genau solche Situationen, aber noch mehr können wir diese belächeln und als temporäres Chaos mit Teenagern wegatmen 🧘, wenn wir auch dazu etwas Abstand haben dürfen…
„Prepare for landing.“ und schon waren wir in Kopenhagen, haben schnell noch ein kleines Frühstück auf dem quirligen Flughafen gegessen und flogen schon weiter nach Abu Dhabi. Auch dieser Flug verlief ohne Turbulenzen und die Airline können wir nur wärmsten empfehlen. Wirklich interessant fand ich, dass beim Flugverlauf immer angegeben ist, wo Mekka liegt und wann das nächste Gebet zu sprechen sei. Sechs Stunden später hatten wir noch 2 Stunden Zeit, um durch den hochmodernen Wüstenflughafen mit seiner außergewöhnlichen Architektur zu schlendern. Unfassbar luxuriös waren hier auf jeden Fall die Toiletten. Ich schreibe ja sonst nichts darüber, aber die haben mich schon echt beeindruckt. Ich sage nur holzgetäfelte Wände und Decken, vergoldete Armaturen, alles vollautomatisch und blitzsauber… 😁.
Für den Nachtflug nach Tokio warfen wir uns nun doch wieder die Pillen ein und hatten ja das Angebot angenommen, für einen schmalen Taler (130 €) auch den 3. Sitz in unserer Reihe zu buchen. Dadurch hatten wir für unsere Economy-Verhältnisse ausreichen Platz, um mehrere Stunden zu schlafen. Nach 10 Stunden und für uns nach japanischer Zeit um 12:00 Uhr hieß es dann „Yōkoso (ようこそ)“ („Willkommen“) in Tokio. An der Gepäckausgabe ging alles recht zügig, nicht zuletzt dank der Angestellten, welche die Koffer vom Band holen und zügig, jedoch vorsichtig in Reih- und Glied aufstellen. Jetzt folgte für uns eine lange Stunde des Organisierens: SIM-Karte fürs Internet, Tickets für den Bus nach Tokio und für die anschließende Fahrt mit dem Shinkansen (Schnellzug – wirklich rasend schnell!!!) nach Atami. Zwischendurch war tatsächlich mein erster Gang zu Starbucks, wo ich mir ob der Hitze einen leckeren Eiscafé und für unseren Weg noch 2 Baguettes gekauft habe. Tatsächlich habe ich das geholt, weil ich noch gar nicht in Probierlaune war und beides sofort identifizieren konnte 😂. Glücklicherweise steht an jeder Ecke im Flughafen helfendes Personal, welches geduldig deine Fragen beantwortet. Nur leider versteht man nichts. Aber auch hier halfen Hände, Füße und ein geduldiges Lächeln auf beiden Seiten. Nach einer weiteren Stunde (51 km) kamen wir am Shinkansen-Bahnhof inmitten der Riesenmetropole an. Hohe graue oder durch Glas verspiegelte Häuserschluchten, schmale Straßen sowie hin und wieder Flussläufe mit begrünten Ufern bestimmten unseren ersten Eindruck Tokios. Mal sehen ob er sich ändert, sobald wir nach der dort stattfindenden Leichtathletik WM 2025 (aktuell viel zu voll und teuer) genauer schauen werden. Die Züge fahren tatsächlich pünktlich auf die Minute und alles scheint hier äußerst (über)organisiert zu sein. Selbst beim Einsteigen gibt es auf dem Bahnsteig akkurat vor jeder Waggontür eine aufgemalte Linie, auf welcher sich die Fahrgäste anstellen, damit auch niemand vordrängelt. Im Zug selbst ist es dann auch wirklich leise und es gilt als unhöflich, sich laut zu unterhalten, geschweige denn zu telefonieren. Irgendwann am Rande Tokios fuhr der Zug dann auch so schnell, dass mir beim Rausschauen richtig schlecht wurde. Dafür waren wir aber auch nach knapp 30 Minuten in Atami auf der Halbinsel Izu. Es dämmerte schon (17:30 Uhr) und so holten wir noch ganz fix unseren Mietwagen ab. Langsam waren wir auch wirklich erschöpft, denn mittlerweile waren wir ja schon seit gut 31 Stunden unterwegs. Doch wie es so ist auf Reisen, hält einen die Aufregung ja immer ganz gut wach. Dies klappte auch die folgenden 2 1/2 Stunden, als ich nun im Linksverkehr und bei zunehmender Dunkelheit mit dem witzigen und winzigen Auto über verschiedenste kleine Pässe und durch unbeleuchtete Täler die Serpentinen entlangfuhr. Glücklicherweise ist das Tempolimit hier meistens auf 40 km/h begrenzt, nur ab und zu darf man hier 50 km/h rasen. Dennoch war ich immer die Erste, aber wohl eher, weil ich sooo langsam durch die dunklen Wälder fuhr, dass sich hinter mir des Öfteren eine etwas längere Autoschlange bildete. Ich danke den Japanern hier nochmal für ihre Geduld oder eher Freundlichkeit, weil sie mich nicht ein einziges Mal angehupt haben. Hut ab! „Eureka“, wir haben es gefunden! Das war nicht unser glücklicher Aufschrei, als wir endlich heil und unfallfrei in unserer Unterkunft bei den 7 Wasserfällen (extra für Marcus rausgesucht 😉) ankamen, sondern so heißt tatsächlich unsere kleine Wohnung hier in Kawazu. Dennoch, nach 33 Stunden Reise irgendwie mehr als passend. „Oyasumi nasai“ (おやすみなさい) (= Bitte ruh dich aus./ Pendant zu unserem „Gute Nacht“).









